Heron von Alexandrien
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Unter allen "alten" Findern und Erfindern ist der Grieche Heron von Alexandrien als außerordentlich bemerkenswert hervorzuheben. Er war ein gelehrter Wissenschaftler, Mathematiker, Mechaniker, Physiker, Naturforscher, Techniker, Ingenieur der Antike und lebte in Alexandrien, Ägypten. Von wann bis wann er genau lebte ist unklar, ein Gelehrtenstreit, aber es war wohl in der Zeitspanne 150 v. Chr. - 250 n. Chr. Seine Schriften überlebten in griechischen, lateinischen und arabischen Übersetzungen. Sie sind eine großartige Sammlung von Ideen sowohl wissenschaftlicher als auch spielerischer Art und bilden eine Enzyklopädie der angewandten Geometrie und Mechanik.
Seine Bücher
De Automatis
Griech.: Automat = Selbstbeweger
Eine Sammlung von Konstruktionen von 'Thaumata', "Wunder"-erzeugenden Geräten speziell für Tempel. Heron beschreibt u. a.: sich selbst entzündende Opferfeuer, drehende und bewegende und tanzende Figuren, Bühnenblitze, Bühnendonner, selbsttätig öffnende und schließende Türen, automatische Musik auf Zimbeln und Trommeln, den Ausfluss von Wein oder Milch aus dem Becher einer Figur.

Automaten gibt es mindestens seit dem 3. Jh. v. Chr. Der griechische Mechaniker Philon von Byzanz beschreibt in seiner "Mechanike syntaxis" pneumatische Apparate. Damals gab es sogar automatische astronomische Anzeigegeräte.
Die Jetztzeit ist ohne Automaten undenkbar, auch wenn manche wieder verschwinden, so wie die blöden Kaufhaustüren, die immer dann zugehen, wenn man hinein will, oder die unentwegt auf und zu gehen (zur Freude von Kindern, zum Ärger der restlichen Menschheit).

Hier nun zwei der Heron'schen Thaumata: ein programmierbares fahrendes Tempelchen, Automaton genannt, und seine berühmten Tempeltüren.
Dioptra
Griech.: Instrument zum Durchblicken
Eine Sammlung von Konstruktionen zur Bestimmung von Entfernungen und Messungen aus der Entfernung. Er beschreibt u. a. ein Gerät, das unserem heutigen Theodoliten ähnlich ist (zum Winkelmessen und Nivellieren) und allerlei andere Instrumente, wie z. B. Wasseruhren und das Odometer, ein mechanisches Zählrad zur Wegmessung.
Metrica
Bestehend aus 3 Büchern über geometrische Flächen- und Körperberechnungen:

Teil 1 handelt von Flächeninhalten von Dreiecken und anderen Polygonen mit 4 bis 12 Seiten, Oberflächen von Pyramiden, Zylindern, Prismen Kugeln usw.
Teil 2 handelt von der Bestimmung von Volumina von Kugeln, Zylindern, Prismen, Pyramiden u. s. w.

Teil 3 handelt von der Aufteilung von Flächen und Volumina in bestimmten Verhältnissen. Er gibt eine Methode zum Auffinden der dritten Wurzel einer Zahl an und berechnet die dritte Wurzel aus 100.

Für Mathematiker: Formeln.
Pneumatica
Eine Sammlung von mechanischen Geräten, die mit Luft-, Dampf- oder Wasserdruck funktionieren, heutzutage ein Werk voller Spielzeuge für Kinder. Hier beschreibt er u. a. Feuerlöscher, Windorgeln, einen Münzautomaten für Weihwasser, und eine Art Dampfturbine (Aeolipile). Wer es genauer wissen will: Heronsball und Thermoskop, Syphon, Fontäne, Hydraulis und Aeolipile.
Nicht nur für Wein- und Wassertrinker: Eine deutsche Version

Englisches
The Pneumatics Of Hero Of Alexandria
From the original greek, translated for and edited by Bennet Woodcroft, 1851
http://www.history.rochester.edu/steam/hero
Belopoeica
Ein Sammlung zur Konstruktion von Kriegsmaschinen.
Mechanica
Bestehend aus 3 Büchern über das Bewegen schwerer Lasten mit kleinstem Aufwand:

Teil 1 gibt die Grundlagen von Statik und Dynamik.
Teil 2 zeigt fünf einfache Maschinen.
Teil 3 beschreibt den Aufbau von Hebemaschinen und Pressen.
Wahrscheinlich seine Bücher
Definitiones. Eine Sammlung von 133 geometrischen Definitionen und Konzepten, wie Punkten, Linien usw. Dieses Buch könnte auch von Diophantus sein.

Catoptrica (griech.: Lehre von den Spiegeln und der Reflexion). Eine Sammlung zur Herstellung von flachen und gebogenen Spiegeln und deren Theorie. Er stellt hier fälschlicherweise fest, dass das Sehen ein Ergebnis von Lichtstrahlen sei, die aus unseren Augen kommen und eine unendlich große Geschwindigkeit haben. Aber richtigerweise beschreibt er die Geradlinigkeit der Lichtstrahlen und das Reflexionsgesetz. Er beobachtete, dass die Reflexion von Licht auf der kürzesten durchlaufenen Wegstrecke basiert.
In der Catoptrica ist zum ersten Mal in der Geschichte der Physik ein Minimalprinzip formuliert worden. Minimalprinzipien der Physik habe eine lange Geschichte und werden von der Vorstellung bestimmt, dass Vorgänge stets so ablaufen, dass eine wesentliche Größe minimiert wird.

Im "katoptrischen" Theater geht es um die Erzeugung von optischen Illusionen durch Spiegel, der Projektion von z. B. Geistern auf Tempelaltären. Heron's Erkenntnisse waren lange Zeit in Vergessenheit geraten, so das Giovanni Battista della Porta (Magia naturalis, in der Ausgabe von 1589) solche Theatereffekte als neue technische Errungenschaft beschreibt.
Wahrscheinlich nicht seine Bücher
Wahrscheinlich nicht von Heron, jedenfalls nicht in der heute vorliegenden Form. Spätere Autoren haben zumindest viele Änderungen und Ergänzungen vorgenommen.
Geometrica. Eine Sammlung von Formeln und dazu gehörenden Übungsaufgaben. Es basiert auf dem ersten Kapitel der Metrica.

Stereometrica. Beispiele zu dreidimensionalen Objekten. Es basiert auf dem zweiten Kapitel der Metrica.

Mensurae. Dinge, die dem Messen dienen. Basiert auf der Stereometrica und Metrica.

Cheirobalistra. Ein Teil eines Wörterbuches über Katapulte.

U. a. mit Heron: ein sehenswertes Internet-Museum mit altertümlichen Gerätschaften:
Smith College Museum http://www.smith.edu/hsc/museum/ancient_inventions/hsclist.htm

3-d Animationen im real-player oder QuickTime-Format:
Technology Museum of Thessaloniki http://www.tmth.edu.gr/en/expo/ancient_greek_technology.html

Und hier ein (modernster) Einblick, wie die Werke unserer Vorfahren Jahrtausende (!) durch Abschriften und Übersetzungen völlig ohne Elektronik, ohne Buchdruck und Fotokopien, manchmal bis heute überlebt haben und nicht in Vergessenheit geraten sind (wie lange halten Festplatten und gibt es Betriebssysteme?):
Technical works by Heron of Alexandria, Aristides Quintilianus and Johannes Pediasimos, with diagrams, later 16th cent.

http://image.ox.ac.uk/show?collection=magdalen&manuscript=msgr12


Zurück zur Startseite Letzte Änderung 26.6.2004